BERLIN HAT DEN JAZZ

Dajos Béla

Dajos Béla war ein Geiger. Sein Tanz-Orchester war eines der berühmten Berliner Hotel-Orchester. Zum Beispiel spielten sie im Adlon. Ihre Gagen waren richtig gut. Ab 1929 hatten sie auch ein Engagement im piekfeinen Pavillon Mascotte in der Behrenstrasse. Ihr Publikum bestand aus ´Tanzwütigen`, Stars aus Film oder Unterhaltung, Tourist*innen und der Berliner Halb-Welt. (vgl. Bratfisch, Rainer, Jazz in Berlin, Berlin 2014, S. 33).

Letztere war die verarmte Mittel-Schicht. Der Erste Weltkrieg war auf Basis von Anleihen in der Bevölkerung geführt worden. Diese konnten danach nicht zurückgezahlt werden. Der Umstand hatte den Mittelstand sukzessive in die Armut geschickt. Und diese Halb-Welt war berüchtigt!

Dajos Béla und die Musik

Béla stammte aus einer ungarischen Familie. Aufgewachsen war er in Kiew. Schon vor dem Ersten Weltkrieg hatte er sich in Berlin etabliert. Sein Repertoire hatte entsprechend hauptsächlich aus ungarischen Volks–Liedern und Walzern bestanden. Viele darunter stammten von Johannes Brahms. Er wusste sie sehr geschickt zu verzieren. Seine Einlagen konnten sowohl klassischer als auch folkloristischer Natur sein. Nun gestalteten sie sich immer jazziger. Das prädestinierte ihn für die Berliner Melanche, den Jazz in echt Berliner Manier!

Jazz war in Berlin sofort sehr gefragt. Doch verfügbar waren nur die altmodischen Ragtime-Schallplatten. Wenn überhaupt! Deswegen einigten die Musiker*innen sich schnell. Die amerikanische Musik war für sie in erster Linie gekennzeichnet von Synkopen. Deswegen fügten sie den gängigen Melodien einfach diese Zeichen zur Durchbrechung des regelmäßigen Rhythmus bei. Die Lieder spielten sie dann etwas chaotischer. Das nannten sie Jazz und waren auf der Höhe der Zeit!

1927 gründete Béla ein international besetztes Ensemble in Berlin. Viele seiner Aufnahmen fanden nun Eingang ins Jazz-Repertoire der Zeit. Sie kursierten auf Schallplatten der Firma Lindström und im Rundfunk (vgl. ebd. S. 44) „Das Orchester Dajos Béla gehört als Schallplatten-, Konzert- und Tanzkapelle im amerikanisch jazz-sinfonischen Big-Band-Format um 1929 .. zur Spitzengruppe europäischer Unterhaltungsmusik.“ (Ebd). Der Geiger war ein Welt-Star!

Tanzorchester Dajos Béla, Ain’t she sweet (Mir geht’s gut), Foxtrot, Berlin, 1927

also see: KIND OF GOLDEN — Der Neue Westen