SWING AUF BERLINERISCH

Peter Igelhoff

Peter Igelhoff war 1904 in Wien geboren worden und entwickelte sich im Berlin der 1930er und angehenden -40er Jahren zu einem der populärsten Musiker und Komponisten.

Nach einem Studium der Musik an der Hochschule für Musik und bildende Kunst in Wien und London etablierte er sich 1936 als ‚Unterhalter am Klavier‘ bei Auftritten in verschiedenen Bars. Wichtig wurde das Kabarett der Komiker.

Peter Igelhoff in Berlin

Er komponierte über 1000 Lieder und Schlager, mit denen er sich den Berliner*innen vorstellte. Oder er spielte Schallplatten ein. Ab 1938 schrieb er Musik für Film und Fernsehen und sogar ein paar eigene Bühnenstücke.

Seine Chansons und Jazz-Titel waren bestimmt von musikalischer Leichtigkeit und frechen Texten, die beim Publikum der 1930er Jahre sehr gut ankamen. Nicht nur die Vorgaben der Musikkammer, sondern wohl auch der zeitgemäße Geschmack in Berlin verlangten statt der entspannten Erscheinung von purem amerikanischem Swing eher nach klaren Formen, straffen Arrangements und witzigen Titeln und Texten in deutscher Sprache (vgl. Knauer, Wolfram, Play yourself, man! Stuttgart 2019, S. 97).

Doch basierte Swing „wenigstens“ ebenfalls auf regelmäßigen Rhythmen! Und weil Peter Igelhoff den anderen Aspekten elegant entsprechen konnte, gelang ihm 1939 der Aufstieg zu einem der populärsten Sänger*innen und der jazzigsten Pianist*innen seiner Zeit. „… zu einem „weißen Fats Waller mit Halbglatze, zauberhaft dekadent“( Bratfisch, Rainer, Jazz in Berlin, Berlin 2014, S. 106)

Seine Haltung

Allerdings besaß er auch ein politisches Gewissen und einen scharfen Verstand. Sein satirischer Humor machten ihn zu dem „Werner Fink der Musik, seine Lieder kritisierten die Diktatur mehr oder weniger offen. Sie entsprachen ganz der Tradition des frühen Kadekos. Werner Fink war ein mutiger Kabarettist jener Jahre.

Als es zu heikel wurde, bediente er sich wie der Kabarettist Werner Fink der Methode des Weglassens, bzw. des bloßen Andeutens von Inhalten. Sein „Dieses Lied hat keinen Text“ von 1940 brachte ihn dann aber in Schwierigkeiten. Es bestand aus reinem Swing und mit Scat-Gesang. (vgl. ebd.)

Das war für die Nazis viel zu „amerikanisch“! Peter Igelhoff musste verschwinden, und sie verpflichteten ihn für die Truppenbetreuung. Diese wurde geleitet vom Propagandaministerium und der „Kraft-durch-Freude“-Organisation. Ihre Aufgabe war es, die Soldaten durch Zuwendungen aller Art zu unterhalten und von ihrer Situation abzulenken. Nach der Niederlage in Stalingrad im Februar 1943 wurde er dann als „unzuverlässiger Künstler“ eingestuft. Sofort zogen sie ihn in die Armee ein. Und seine Schallplatten verschwanden vom Markt. Ihm kam das Chaos der letzten Kriegsjahre zu – er überlebte.

Peter Igelhoff in München

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs feierte er in den 1950er Jahren mit seinen Liedern große Erfolge und trat mehrfach in deutschen Fernseh-Shows auf. Wieder wie den Kabarettisten Werner Fink zog es Peter Igelhoff nach München Schwabing. 1978 ist er in Bad Reichenhall gestorben.

Peter Igelhoff – Dieses Lied hat keinen Text (1940)

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