Mein blaues Klavier

Ich habe zu Hause ein blaues Klavier
Und kenne doch keine Note.

Es steht im Dunkel der Kellertür,
Seitdem die Welt verrohte. ..

Zerbrochen ist die Klaviatür
Ich beweine die blaue Tote. ..

(Züricher Exil 1936)

Else Lasker-Schüler

else Lasker-Schüler, eine moderne Avantgardistin und literarische Expressionistin

Für Karl Kraus war Else Lasker-Schüler 1910 die »stärkste und unwegsamste lyrische Erscheinung des modernen Deutschlands«. Gottfried Benn nannte sie 1952 »die größte Dichterin, die Deutschland je hatte«. Ihre Gedichte besaßen eine Intensität, die noch immer berühren oder auch herausfordern kann. (vgl. https://www.fischerverlage.de/buch/else-lasker-schueler-saemtliche-gedichte-9783596906161)

Else Lasker-Schülers Kindheit und Jugend

Elisabeth Schüler wurde am 11. Februar 1869 als Tochter des jüdischen Privat-Bankiers Aaron Schüler und dessen Frau Jeanette (geb. Kissing) in Elberfeld, einem heutigen Stadtteil von Wuppertal, geboren (vgl. dhm). Ihre Kindheit schien vor allem dank der Mutter behütet gewesen zu sein. diese wurde zu einer „zentralen Gestalt der Dichtung“ (dl) der Tochter. Else galt als Wunderkind der Familie, weil sie bereits mit vier Jahren lesen und schreiben konnte. Im Alter von dreizehn Jahren verlor sie ihren Lieblingsbruder Paul. Als 1890 auch noch ihre Mutter starb, fühlte es sich für sie an wie „die Vertreibung aus dem Paradies“.

Klug und pragmatisch, wie sie war, heiratete sie mehrfach Männer, die ihren Freiheits-Drang respektierten und ihre Talente förderten. Von größerer Bedeutung noch waren ihre entsprechenden Freundschaften. Auf diese Weise konnte sie ihre Leidenschaft der Kunst zukommen lassen. (vgl. dl)

Berlin

Nach ihrer Heirat mit dem Arzt Berthold Lasker zog sie 1894 nach Berlin, wo sie eine private zeichnerische Ausbildung genoss. fünf Jahre später wurde ihr Sohn Paul geboren. Obwohl die Vaterschaft ungeklärt blieb, erkannte Berthold Lasker ihn als seinen Sohn an.

Durch die Freundschaft mit dem Schriftsteller Peter Hille (1854-1904) gewann sie Anschluss an die literarische Szene. Reform-Bewegungen interessierten sie und der in bestimmten Künstler*innen-Kreisen praktizierte Orientalismus faszinierte auch sie. Ihre ersten Gedichte publizierte sie in der Zeitschrift „Die Gesellschaft“. Ihr erster Gedichtband „Styx“ von 1902 ist noch vom Impressionismus und Jugendstil geprägt.

Sie machte die Bekanntschaft des Anthroposophen Rudolf Steiner oder schloss Freundschaft mit Schriftstellern wie Richard Dehmel. Nach ihrer Scheidung von Berthold Lasker heiratete sie den Schriftsteller Herwarth Walden (1878-1941), den späteren Herausgeber der expressionistischen Zeitschrift „Der Sturm“. (vgl. dhm)

Die Expressionistin Else Lasker-Schüler

zwei Jahre nach Peter Hilles Tod veröffentlichte sie 1906 ihr Prosa-Werk „Das Peter-Hille-Buch“. Mit diesem Buch begann Lasker-Schüler ihre Selbstmythisierung, an der sie fortan festhalten würde. (vgl. dhm) Mit der Publikation einer Prosa-Sammlung (1907), eines Schauspiels (1909) und des Gedicht-Bands „Meine Wunder“ (1911) erwies sie sich als wegweisende Repräsentantin des Expressionismus. (vgl. dl)

Mit oder ohne Herwarth Walden, von dem sie sich ab 1910 wieder trennte, war ihre finanzielle Lage trotz ihres Prestiges angespannt. Insofern war sie auf Unterstützung durch Freunde angewiesen. Insbesondere der Wiener Publizist Karl Kraus sprang ihr bei. 1912 begegnete Else Lasker-Schüler Gottfried Benn. Es entwickelte sich eine intensive Freundschaft, die sich literarisch in zahllosen Liebes-Gedichten niederschlug.

1912 traf sie auf Franz und Maria Marc. Dem Treffen war eine Korrespondenz vorausgegangen. Sie wuchs sich zu einem regen Brief-Wechsel zwischen Else Lasker-Schüler alias Prinz Jussuf von Theben und Franz Marc als dem Blauen Reiter aus. bis zum Sommer 1914 gingen eigenhändig bemalten Kartengrüße zwischen der malenden Poetin und dem poetischen Maler hin und her. Dabei bediente sich der Prinz eines kunstvollen Ineinandergreifens von Bild und Schrift. (vgl. dl)

Die Weimarer Republik

Der Erste Weltkrieg kostete den Blauen Reiter das Leben, und nicht nur ihn. In der Kaiser-Geschichte „Der Malik“ verarbeitete Lasker-Schüler 1919 den Verlust enger Freunde. In ihrem „Wunderrabbiner von Barcelona“ analysierte sie den Antisemitismus 1921 schon in der Widersprüchlichkeit seiner Vorurteile als absurd. Als ihr Sohn Paul 1927 an einer Tuberkulose starb, stürzte sie in eine Krise und bearbeitete sie, indem sie einen „Nachruf“ auf ihn schrieb. 1932 wurde Else Lasker-Schüler noch mit dem Kleist-Preis für ihr Gesamtwerk geehrt. (vgl. dhm)

Exil

Nach Angriffen auf offener Straße flüchtete sie im April 1933 in die Schweiz, wo sie vom Jüdischen Kulturbund unterstützt wurde. Sie reiste nach Palästina weiter, wo sie am 22.1.1945 an einem Herzinfarkt starb. (vgl. dl)

„Schon früh in ihrer literarischen Laufbahn schuf sie mit ihrem poetischen Genie Gedichte, in denen sich Klang, Bild und Bedeutung mit einer grenzenlosen Fähigkeit zur Bildung neuer Wort-Kombinationen (Komposita) gegenseitig beleuchten.“(https://www.gedichte7.de/mein-blaues-klavier.html)

Links:

https://www.deutschelyrik.de/lasker.html (dl)

https://www.dhm.de/lemo/biografie/else-lasker-schueler (dhm)

Siehe auch:

KIND OF GOLDEN – Jazz zwischen Varieté und Cabaret