BERLIN HAT DEN JAZZ, IMMER NOCH?

Evelyn Künnecke

Evelyn Künnecke wurde 1921 als Tochter der Opernsängerin Katharina Garden und des Operetten-Königs Eduard Künnecke in Berlin geboren. Bekannt wurde sie vor allem als Tänzerin und Sängerin. Sie war eine der beliebten Lili Marleen-Interpretinnen. (vgl. Bratfisch, S. Rainer, Jazz in Berlin, Berlin 2014, 435 f.)

Stepp-Tanz

In ihrer Jugend erhielt sie Ballett- Schauspiel- und Gesangs-Unterricht bei lauter Meister*innen dieser Künste. Auch arbeitete sie als Foto-Modell. Und sie spezialisierte sich auf Stepptanz. 1935 wurde sie zweite Solo-Tänzerin der Berliner Staatsoper. Besonderes Aufsehen erregte sie als Stepptänzerin „Evelyn King“ in Varietés und Cabarets. Zum Beispiel in dem Kabarett der Komiker (vgl. ebd. S.69). Im Alter von Siebzehn Jahren gründete sie 1938 ihr eigenes Tanz-Studio.

Obwohl Adolf Hitler sich angeblich positiv über das Steppen geäußert haben soll – „Es habe etwas militärisch Schneidiges und wäre höchst elegant.“ (ebd. S.103) – wurden ihre derartigen Auftritte wohl 1939 offiziell untersagt. Es muss aber noch Gelegenheiten gegeben haben. Rainer Bratfisch zitiert Evelyn Künnecke. „Indem ich noch irrer als bisher steppte und swingte, präsentierte ich das glatte Gegenteil vom aktuellen Bum-Bum“. (Ebd. S. 105)

Gesang mit Swing

Dennoch nannte sie sich nun Evelyn Künneke. Und sie begann eine Karriere als Sängerin. Dabei arbeitete sie mit namhaften Komponisten wie Peter Igelhoff und Michael Jary zusammen. Ihren ersten großen Erfolg brachte ihr im Jahr 1941 Sing, Nachtigall, sing. Ihre Schlager wie Haben Sie schon mal im Dunkeln geküßt? waren eindeutig von vom Swing beeinflusst. Offiziell war der aktuelle Jazz-Stil in Deutschland verpönt. Aber auch damit war Evelyn Künnecke ungeheuer erfolgreich.

Ihrer Popularität wegen wurde sie während des Krieges vom Regime häufig zur Truppenbetreuung eingesetzt. So wurde das Unterhaltungs-Programm genannt, das die Nazis für die Soldaten im Krieg organisierten. Die sollten abgelenkt werden. Und sich etwas erholen können.

1944 wurde die Künstlerin wegen Defätismus verhaftet. Im Januar 1945 inhaftierten sie sie in Berlin-Tegel. Kurz vor Kriegsende wurde sie wieder auf freien Fuß gesetzt. Dafür sang sie nun noch in Joseph Goebbels Propaganda-Swing-Orchester Charlie and his Orchestra. (vgl. Ebd. S. 435 f.)

Evelyn Künnecke als Chansoniere

Nach dem Krieg hatte sie noch einige Jahre Erfolg mit Schlagern. Dann wandelte sie sich aber endgültig zur Berliner Chanson-Sängerin. Mitte der 1970er Jahre geriet sie in den Dunst-Kreis von Rainer Werner Fassbinder und Rosa von Praunheim.

Evelyn Künneke starb 2001 im Alter von 79 Jahren in Berlin.

Evelyn Künneke – Haben Sie schonmal im Dunkeln geküßt

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