Berlin hat den Jazz

Anita Berber
Anita Berber

Anita Berber war eine lebende Legende, Ikone des selbstzerstörerischen Lebens während der verzweifelten Jahre von 1918 bis 1923, und Star der Kabaretts. Indem sie die Ekstase tanzte, die Syphilis oder die Inflation, brach sie Tabus und provozierte Skandale. Sie machte die Ängste und Sehnsüchte ihrer Generation sichtbar.

Eigentlich stammte sie aus einem großbürgerlichen Elternhaus und hatte die Tanzausbildung einer höheren Tochter genossen.

Danach zog sie sich aber einen Smoking an und tanzte im Kabarett Nelson-Theater Shimmy. Und sie ging zu expressionistischem Ausdruckstanz in der Weißen Maus über. Besonders lasterhaft wirkten die Nackt-Tänze durch gekonnt verderbte Darstellungen voller anzüglicher Bewegungen.

Sie nahm ihre Aufführungen sehr ernst wegen deren aktuellen Themen. Eigentlich betrafen die wirklich alle, doch das Publikum suchte eher nach Amüsement. Die Berber selber war nicht käuflich, was ihren exzentrischen Ruf zusätzlich befeuerte. Auch verteidigte sie ihre Kunst und ihre Freiheit mit Händen und Füßen, im wahrsten Sinne des Wortes. „Es lebe der freche Mensch!“

Die Atmosphäre war gezeichnet von Alkohol und Kokain. Anita Berber fiel 1928 dem Morphium zum Opfer. Sie wurde 29 Jahre alt.