Die Herren der Schöpfung
„Er hatte keine Zeit, und er wußte es!“ (Neumann, Martina, Klabund, S. 6) schrieb Carl von Ossietzky 1928 in der Weltbühne über den „Letzte[n] aus dem Geschlecht dichtender Vagabunden“ (ebd.).
Der Autor
Der Name Klabund sollte Assoziationen an den Klabautermann und den Vagabunden wecken. (Vgl. https://www.dhm.de/lemo/biografie/klabund)
Er kann bis heute als Symbol-Figur der 1920er Jahre gelten, als Dichter der Jazz-Zeit. Geboren wurde er unter dem Namen Alfred Henschke 1890 in Crossen an der Oder, im heute Polen. (vgl. Neumann S. 9)
Als Jugendlicher erkrankte er an Tuberkulose. Sie begleitete ihn sein Leben lang und erforderte immer wieder Klinikaufenthalte. (vgl. lemo)
Ab 1907 studierte er in Berlin und München Philosophie, Philologie und Theater-Wissenschaften. Nach einem Abbruch des Studiums 1912 lebte er dort als freier Schriftsteller. In München fand er Zugang zur Bohéme. Seiner gezielt provokanten Texte wegen geriet er ab 1913 immer wieder in Konflikt mit der Staats-Macht. Unter anderem schrieb er für die Satire-Zeitschrift „Simplicissimus“. 1914 publizierte er überraschend patriotische „Soldatenlieder“. Zeitgleich aber erschienen Grotesken wie der „“Kunterbuntergang des Abendlandes“.
Seiner Erkrankung wegen war er vom Kriegs-Dienst befreit worden. Die anfängliche Kriegs-Begeisterung wich ab 1916 einer klaren Ablehnung von Krieg und Nationalismus. Seine Haltung reichte so weit, dass er dem Kaiser Wilhelm II. im Juni 1917 in der „Neuen Zürcher Zeitung“ einen offenen Brief schrieb. Den Kaiser forderte er zur Abdankung auf. Daneben verlangte er die Änderung der Verfassung nach neuen Maßstäben. Im Jahr darauf bekannte er sich öffentlich zu seinem Pazifismus. Als angeblicher Sympathisant der Münchner Räterepublik wurde er kurzzeitig in „Schutzhaft“ genommen. (vgl. lemo)
Klabund in Berlin
1921 wurde er in Berlin Mitarbeiter der Zeitschrift „Die Weltbühne“. 1925 landete er seinen größten Coup mit seinem Drama „Der Kreidekreis“. Das Stück wurde überall aufgeführt. Die Berliner Darbietung unter Max Reinhardt verwandelte es in eine Sensation. Klabund wurde zu einem der meist gelesenen Autoren der Weimarer Republik.
Zeit seines Lebens arbeitete der Schriftsteller unermüdlich. „Er verfasste Lyrik, Erzählungen, Romane, Theaterstücke und Aufsätze. Veröffentlicht wurden sie in bis zu 70 Büchern: 1500 emphatische, elegische oder ironische und freche Gedichte“. (Neumann, S. 7)
Kabarett – Cabaret
Darunter schuf er in den 1920er Jahren auch regelmäßig Texte für das Kabarett. In Max Reinhardts Schall und Rauch zum Beispiel trug er sie teilweise selber vor. Auch hier erreichten seine volkstümlichen, an den Bänkel-Sang angelehnten Lieder ab 1925 ihre größte Popularität. (vgl. Neumann, S. 7)
1928 starb Klabund an Schwindsucht. Begraben wurde er in seiner Geburts-Stadt Crossen, die Grabrede hielt sein Freund Gottfried Benn. (https://www.dhm.de/lemo/biografie/klabund)
Die Nazis verbrannten seine gesamten Werke (vgl. Neumann, S. 7).
Neumann, Martina, Klabund : „Ich würde sterben, hätt ich nicht das Wort…“, Berlin : Akademie der Künste, 2010