BERLIN HAT DEN JAZZ

Paul Whiteman
Paul Whiteman

Der Bratschist und Big Band Leader Paul Whiteman euroamerikanischer Herkunft gab im Juni 1926 mit großem Symphonie-Orchester mehre Konzerte im Großen Schauspielhaus. Mit seinem salonfähigem Jazz spielte sich sofort in die Herzen der meisten Berliner*innen. Zum ersten Mal konnten sie bei ihm George Gershwins Rhapsodie in Blue erleben. Bald galt er als der King of Jazz. Wegen der Nähe seiner Musik zu der Europäischen wurde er zum wichtigsten Vorbild für die hiesigen Musiker*innen. Es gelang ihm elegant, die Blattspieler in seinem Orchester mit Hot-Solisten und ihren Solo-Passagen zu verbinden (Vgl. Knauer, Wolfram, Play yourself, man!, Stuttgart 2019, S. 48).Der ambitiöse Jazz, hieß es, veredelte eine ursprünglich wilde Musik! (vgl. Bratfisch, Rainer, Jazz in Berlin, Berlin 2014, S. 53).

Whitemans einschlagender Erfolg veranlasste, dass Jazz noch 1926 fester Bestandteil im Radio wurde. Der Deutschlandsender hatte 1923 im Berliner Voxhaus in der Potsdamerstraße als erstes Radio in Deutschland den Betrieb aufgenommen. Bald hatte Unterhaltungsmusik den Großteil des Programms gefüllt. Von 1926 an nahm diese Spielart von Jazz einen wichtigen Teil davon ein.

Doch rief sie auch Kritik hervor. Die Anhänger*innen des wahren Jazz lehnten Whiteman ab. Er verkünstelte Jazz und wolle ihn von dem afroamerikanisch Originalen, dem Authentischen, abheben (Vgl Ebd.).

Was ihm nicht genommen werden konnte, war sein untrügliches Gespür für echte Talente von Jazz-Musiker*innen. Sein Orchester war eine wahre Talent-Schmiede.