Berlin, Stadt der Frauen!

Lotte Lenja kam 1898 in einem Wiener Arbeiter-Viertel zur Welt, in der Hauptstadt Österreich-Ungarns. Sie wuchs etwas verwahrlost auf (vgl. d-r). Ab 1914 wurde sie in Zürich zur Ballett-Tänzerin ausgebildet, stand bald aber auch ohne Schauspiel-oder Gesangs-Ausbildung in jeglichen Funktionen auf den Bühnen (vgl. db). Obwohl sie nicht als schön galt, ging von ihr eine große Anziehungskraft auf andere Menschen aus. 1921 war das Jahr, in dem sie den Künstler*innen-Namen Lotte Lenja annahm und nach Berlin ging. (Vgl. d-r.)

Lotte Lenya

Berlin und Kurt Weill

Dort lernte sie im Sommer 1924 den Komponisten Kurt Weill kennen, ging mit ihm eine Liebesbeziehung ein und heiratete ihn. Im Mai 1925 Sie zogen in eine gemeinsame Wohnung.

Ob verheiratet oder geschieden und zusammen oder getrennt lebend, entwickelte sich wohl eine der „Amour Fous“ des 20. Jahrhunderts. Der erhaltene Brief-Wechsel der beiden reflektiert eindrücklich die Intellektuellengeschichte ihrer Zeit.

Dass Weill die Bedeutung von Lenjas Stimme für ihn betont, deutet schon darauf hin, dass sie auch miteinander arbeiten würden (vgl. ebd.).

Lotte Lenja, Kurt Weill und Bert Brecht

1927 begegneten sich Kurt Weill und Bert Brecht zum ersten Mal. Wie bereits angedeutet, blieb auch Lotte Lenja davon nicht unberührt. Ihre Stimme und Weills Musik entsprachen vielmehr genau Brechts Vorstellungen einer neuen Einfachheit. Darüber hinaus profitierte der Autor unverhohlen von ihren Erfahrungen im Armen-Viertel und Arbeiter*innen-Milieu, dir er so nicht kannte. Und ihr Typ eignete sich einfaxh für alle Nuancen der Großstadt-Figuren. Eine Zusammenarbeit lag also auf der Hand und machte laut Lotte Lenja auch noch Spaß!

Parallel zu Bert Brecht und Kurt Weills „epischem (gestischem) Theater“ entwickelte Lotte Lenja ihren „gestischen Gesang“. Der vergegenwärtigte geradezu, wie gewünscht, unterschiedlichste Seelenzustände. (db)(vgl. ebd.)

Somit sang sie gleich 1927 die Betty in „Mahagonny“, Brecht und Weills erstem Gemeinschaftswerk beim Baden-Badener Musikfestival.

1928 gab sie die Seeräuber Jenny in der „Dreigroschenoper“ feierte damit einen unerhörten Erfolg. Deswegen blieb sie zunächst beim Theater in andern Rollen und Stücken und an anderen Bühnen. Doch die Seeräuber Jenny war ihr und ihrem Gesangsstil so sehr auf den Laib geschneidert, dass sie die Rolle auch 1931 in der Verfilmung der „Dreigroschenoper“ durch G. W. Pabst spielen musste. Ihre Interpretation des Songs machte sie weltberühmt. Ähnlich erging es ihr mit dem Alabamasong, dessen Alabama-Song sie 1930 auf Schallplatte aufnahm. Und 1931 begeisterte das Ensemble endlich auch die Berliner*innen mit „Mahagonny“. (Vgl. wiki)

Eine Episode

Als sie mit dem Stück 1932 nach Wien zogen, lud Kurt Weill den Tenor Otto Pasetti zur Mitwirkung ein. Zwischen ihm und Lotte Lenja entwickelte sich eine stürmische Liebschaft, die von Weil geduldet und teils auch noch finanziert wurde. Allem Verständnis zum Trotz beendete der Komponist seine Beziehung mit Lotte Lenja 1933 dann doch, als er sich Ende März zur Emigration aus Deutschland entschied. „Für eine zeitgenössische modern-avantgardistische Kultur war Deutschland kein Ort mehr“. (d-r)

New York und Kurt Weill

Die Trennung von Lenja und Weill wärte nicht lange, Pasetti war bald Geschichte. Im September 1935 kamen sie als Paar in New York an und machte sich daran, Amerika zu erobern. Sie änderte ihren Namen in Lotte Lenya. (Vgl ebd.)

Nach Kurt Weills plötzlichem Tod am 3. April 1950 sorgte Lotte Lenya mit bis heute legendären Aufführungen am Broadway dafür, dass sich das Werk ihres Mannes auch in Amerika durchsetzte und verfolgte nebenbei ihre eigene Schauspielerinnen-Karriere. Sie starb am 17. November 1981 in New York. (Vgl. db)

Literatur:

https://www.deutsche-biographie.de/pnd118779486.html (db)

https://www.deutschlandfunkkultur.de/lotte-lenya-und-kurt-weill-zu-zweit-allein-100.html (d-r)

https://de.wikipedia.org/wiki/Lotte_Lenya (wiki)

Songs:

„Seeräuber Jenny“

 „Alabama Song“