BERLIN HAT DEN JAZZ

Mischa Spoliansky

Mischa Spoliansky war 1898 in Weißrussland geboren worden. Auch dieser Komponist und Pianist stammte aus einer Musiker*innen-Familie. Seine Ausbildung erhielt er in Dresden und Wien. 1914, zu Beginn des Ersten Welt-Kriegs floh er nach Berlin zu seinem Bruder. Dieser war Cellist. Er selber studierte am Stern´schen Konservatorium. Um das zu finanzieren, spielte er in Kaffee-Häusern Klavier. Zu komponieren begann er für das Orchester eines Film-Theaters der Ufa. Und vor allem für ein russisches Emigranten-Kabarett.

Mischa Spoliansky und das das Kabarett

Hier entdeckte ihn Friedrich Hollaender. Der rekrutierte ihn für sein Kabarett. Das Schall und Rauch. Es befand sich im Keller von Max Reinhardts Großem Schauspielhaus. Auch hier schrieb Spoliansky Musik zu kabarettistischen Texten. Für Kurt Tucholsky oder Joachim Ringelnatz. Oder er begleitete Trude Hesterberg bei ihren Auftritten am Klavier. In Berlin gab es unzählige Kabaretts. Zwar stand hier das gesprochene oder gesungene Wort im Mittelpunkt, der politische Spott! Doch die Chancons wurden immer jazziger. Und sie wirkten für sich schon wie eine Parodie auf Jazz. (vgl. Knauer, Play your own thing, man! S. 46)

Spoliansky komponierte unter einem Pseudonym die erste Hymne der Homosexuellen. Das „Lila Lied“ widmete er Magnus Hirschfeld. Der war ein berühmter Berliner Sexual-Wissenschaftler. Sein Institut für Sexual-Forschung in Berlin war einzigartig. 1922 heiratete der Komponist die Tänzerin Elsbeth (Eddy) Reinwald.

Die Revue-Musik

Er schrieb auch Revue-Musik. Diese Shows begründeten Karrieren. Wie jene von Marlene Dietrich.Es liegt in der Luftvon 1928 oder „Zwei Krawatten“ von 1929.

1931 lief „Alles Schwindel“ im Theater am Kurfürstendamm. Im Orchester saßen lauter Musiker*innen amerikanischer Herkunft. Spoliansky ließ sie ausdrücklich „normal“ spielen, nicht „hot“. Einmal aber durften sie „ausbrechen“. Sie spielten, was sie wollten. Das führte zu einem wahren Begeisterungs-Sturm im Publikum. (vgl. Bratfisch, Jazz in Berlin, S. 56)

Mischa Spoliansky war jüdischer Herkunft. Nach 1933 musste er also verschwinden, um sein Leben zu retten. Er emigrierte nach London. Dort begann seine zweite Karriere als Film-Komponist. Er starb 1985.

Mischa Spoliansky at the piano 1934

See also: KIND OF GOLDEN – Der Neue Westen