Die Herren der Schöpfung!
„Bei uns, und loft die Schnauze auch vorweg, sitzt das Herz am richtigen Fleck!“
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Paul Felix Graetz wurde 1889 in eine Kaufmannsfamilie in Berlin geboren und war in den 1920er Jahren ein bedeutender Komiker in der Theater- und Kabarett-Szene seiner Stadt.
Nach einer Ausbildung an Max Reinhardts Schauspielschule des Deutschen Theaters engagierte er sich 1919 tatkräftig mit Monologen und Chansons von Kurt Tucholsky und Walter Mehring an der Wiedereröffnung des ersten demokratisch-politischen Kabaretts Schall und Rauch.
Der Kabarettist Paul Graetz
Als genialer Improvisations-Künstler, der er war, funktionierte das Spiel auch anders herum. Er ließ seiner „Schnodderschnauze“ freien Lauf, und Tucholsky oder Mehring machten sich Notizen. “Paule ist in Stimmung… der wird jetzt nur mal so improvisieren, Pointe auf Pointe!“ (vgl. Baer Family Records). Für Tucholsky war er der „berlinischste aller Berliner Komiker“ und wurde so zu einer populären Institution.
Daneben pflegte er einen unverwechselbaren Staccato-Stil, mit dem er sogar die kompliziertesten Sprachsynkopen eines Mehring verständlich zum Ausdruck bringen konnte. So einen Kabarettisten wollte sich auch Trude Hesterbergs Wilde Bühne nicht entgehen lassen!
Der Schauspieler
1925 schied Graetz aus dem Ensemble des Deutschen Theaters aus und war als freier Schauspieler weiterhin an Bühnen wie dem Kabarett der Komiker und in ersten Tonfilmen zu erleben. 1930 spielte er an der Seite von Ernst Busch, Rosa Valetti und Karl Valentin in dem Theater-Stück Sturm über Berlin. Es folgten weitere Theaterrollen bei Max Reinhardt und Tonaufnahmen mit Kurt Tucholsky.
Exil und Ende
Paul Graetz musste seiner jüdischen Herkunft und seines offen zur Schau gestellten Antifaschismus wegen im Februar 1933 vor den Nationalsozialisten nach England und Hollywood flüchten. Der „Schöpfer des modernen Sprechchansons“ starb 1937 an „gebrochenem Herzen über den Verlust der Berliner Heimat“. (Ernst Toller)