Berlin, Stadt der Frauen!

Blandine Ebinger

Blandine Ebinger gehörte zu den wichtigsten Protagonist*innen der Berliner Kabarett- und Chanson-Szene der 1920er Jahre. Sie war 1899 in Zehlendorf geboren worden. In ihrer scheinbaren Zerbrechlichkeit verlieh sie dem sozialen Elend in Berlin eine Stimme auf ganz eigene Weise.

Blandine Ebinger als Diseuse

Sie sang die Couplets der Satiriker Walther Mehring, Klabund oder Joachim Ringelnatz. Die Musik dazu kam von Friedrich Hollaender oder Mischa Spoliansky.

Schnell fand sie Zugang zu dieser intellektuellen Truppe Gleichgesinnter, die sich um Kurt Tucholsky scharte. Unmittelbar nach dem Ende des Ersten Weltkriegs trat die junge, aber erfahrene, Schauspielerin in Kabaretts auf. Dem Schall und Rauch im Großen Schauspielhaus, Scheunen-Viertel, oder im Café Größenwahn im Café des Westens, Kurfürstendamm.

Von 1919 bis 1926 war sie mit Friedrich Hollaender verheiratet. Der Komponist schrieb für sie neben vielem Anderen den Liederzyklus „Lied eines armen Mädchens“.

Er eröffnete 1931 im Keller des Theater des Westens, in den Räumen der ehemaligen Wilden Bühne von Trude esterberg, sein eigenes Kabarett, das Tingel-Tangel-Theater. Nach der Macht-Übernahme der Nationalsozialisten musste er seiner jüdischen Herkunft wegen so schnell, wie möglich, ins Ausland fliehen. Und Blandine Ebinger übernahm die Leitung des Kabaretts.

1937 allerdings emigrierte auch sie nach Amerika. Wie so viele konnte sie dort nicht wirklich Fuß fassen.

So kehrte sie 1948 nach Berlin zurück. Wenige Jahre verbrachte sie in der DDR, bevor sie sich für West-Berlin entschied. Als Diseuse an verschiedenen Bühnen war es ihr eine Herzens-Angelegenheit, das Kabarett der Zwanziger Jahre hoch zu halten. Entsprechend ist ihr auf dem Walk of Fame des Kabaretts in Mainz ein Stern gewidmet.

Als Film-Schauspielerin

Daneben hatte sie 17-jährig in einem Stumm-Film debütiert. Auch ihre Film-Lauf-Bahn würde sie ihr ganzes Leben lang begleiten. Als sie 1993 starb, sah sie auf eine 70-jährige Arbeit beim Film zurück.

Und der Tod übte in den 1920er Jahren sowieso eine ganz besondere Faszination aus!

Blandine Ebinger & Friedrich Holländer, Piano – Wenn ick mal tot bin (1929)

Blandine Ebinger „Der Schiesshund“ Hollaender

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