Berlin, Stadt der Frauen!

Valeska Gert

Die Vossische Zeitung vom 11. Dezember 1918 zeigte sich beeindruckt. „Wenn eine Tänzerin Ausdruck von Stimmung und Verhältnis einer Zeit sein kann, [dann ist es]… Valeska Gert. Sie tanzt die Ungeborenheit heutiger Tage. Das Wilde, das Fanatische…!“

Valeska Gert als Tänzerin

1892 war sie in Berlin geboren worden. Schon in ihrer Kindheit hatte sie Tanz- und Schauspiel-Unterricht gehabt. 1917 machte sie sich bereits als Solo-Tänzerin in Berlin und München einen Namen. Ihre grotesken Tanz-Pantomimen machten sie zu einer skandalösen Attraktion. Alle brachten tages-aktuelle Phänomene wie Politik, Nervosität oder die Wochen-Schauen zum Ausdruck. Und sie problematisierten sie die Gleichzeitigkeit ihres Auftretens. Nach Volker Schlöndorff waren individuelle Nummern zu selbst-gewählten Themen im modernen Podiums-Tanz absolut üblich. Valeska Gert wurde im Laufe der Zwanziger Jahre immer radikaler!

Die Schauspielerin und Theoretikerin

Zunehmend begann sie, ihre Stimme einzusetzen. Für das Theater und den Film arbeitete sie an einer auf Laute und Bewegungen reduzierten Form. 1923 hatte sie Teil an einer revolutionären Salome-Inszenierung. 1925 erschien sie erstmals in einem Stumm-Film. In Zeitungs-Artikeln veröffentlichte sie ihre Grundsätze für den zeitgenössischen Tanz, das Theater oder den Film. 1931 erschien dazu auch ihr Buch, „Mein Weg“. Ihren größten Theater-Erfolg feierte sie 1930 als Mrs. Peachum in der „Dreigroschen-Oper“. Modell stand sie mehreren modernen Maler*innen, wie Charlotte Berend-Corinth, unterschiedlichen Posen.

Die Kabarettistin und Film-Künstlerin

Bald eröffnete sie ihr erstes eigenes Kabarett in Berlin, das Kohlkopp.

Der Nationalsozialismus zwang sie in die Emigration. Wo immer sie hinkam, lieb sie künstlerisch aktiv. Überall eröffnete sie Kabaretts, wie 1941 in New York die Beggar’s Bar. Für das künstlerische Programm sorgte sie selber, gemeinsam mit dem Personal. Es bestand aus lauter Künstler*innen, die früher oder später ins Rampen-Licht traten. In ihren Bars herrschte keine Rassentrennung.

1949 kehrte sie in das besetzte West-Berlin zurück. Ihr bewährtes Kabarett-Konzept behielt die bei. Sie arbeitete mit Leuten wie Klaus Kinski. Oder sie drehte Filme mit Federico Fellini. Ihr lebenslanges Engagement brachte ihr 1970 das Filmband in Gold ein. Valeska Gert starb 1978 in Kampen auf Sylt. Beigesetzt wurde sie in Berlin.

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