BERLIN HAT DEN JAZZ

Billy Bartholomew

Der Jazz- und Unterhaltungs-Musiker Billy Bartholomew war britischer Herkunft und 1901 in London geboren worden. Der Altsaxophonist und Bandleader gehörte in den 1920er und 1930er Jahren zum Kern der Berliner Jazz-Szene.

DIE ZWANZIGER

1924 kam der junge Musiker nach Berlin. Zunächst schloß er sich der Band von Eric Borchard an. Dann spielte er auch in jener von Julian Fuhs.

Im Hotel Eden

1927 gründete er seine eigene Band, die Eden Five (vgl. Knauer, S. 63). Benannt war sie nach dem Hotel Eden, wo sie engagiert war. In diesem Eden-Hotel in der Budapesterstraße 35 eröffneten die Eden Five im Oktober 1930 auch eine neue Tanz-Gaststätte mit einem Konzert. (vgl. Bratfisch, S. 33).

Im Delphi-Palast

Billy Bartholomew konnte auch Big Band! Die Besetzung seiner Gruppe erweiterte er bald zu einer Big Band. 1928 eröffnete der Delphi-Palast in der Kantstraße. Dort trat dieses Orchester 1928 sehr erfolgreich auf. Schon der Eröffnungs-Abend war legendär! In dieser Formationen spielten auch andere Musiker*innen englischer wie amerikanischer Herkunft mit. Der Banjo-Spieler Mike Danzi oder der Trompeter Nick Casti zum Beispiel (vgl. Knauer, S. 46). Darüber hinaus wirkten auch Berliner Größen wie der Pianist Franz Grothe mit (vgl. Bratfisch, S. 31). Im Delphi traten sie 2 Monate lang auf.

Billy Bartholomew und seine Musik

Daneben ging die Delphian Jazz Band 1928 auch ins Studio und nahm mehrere Titel auf. Die Aufnahmen zeigen die Band als „effektvoll zusammenspielende Tanzkapelle professioneller Musiker.“ (Knauer, S. 50). Sie hatte bis 1938 Bestand. Auch für die Schallplatten-Firmen Kristall und Odeon tätigten sie zahlreiche Aufnahmen. Trotz der guten Solist*innen verlor die Musik anderen Berichten zufolge zunehmend an Jazz-Mäßigkeit.

DIE DREIßIGER

Billy Bartholomew blieb bis in die 1930er Jahre hinein in Berlin ein gefragter Band-Leader (vgl. Knauer, S. 46).1937 wurden die Engagements für ihn dann aber immer seltener. Und kurz vor Kriegsausbruch kehrte er nach England zurück. (vgl. Knauer, S. 51). Dort trat er als Musikclown und Unterhaltungskünstler auf. Er starb 1972 in London.

Ein Exkurs

Anfang der 1930er Jahre verbrachte Leonard Feather, Jazz-Kritiker aus London, einige Monate in Berlin. Er beobachtete hier innerhalb der Jazz-Szene „Elemente, die der Mitgliedschaft in einer Widerstandsbewegung ähnelten“. (Bratfisch, S. 64)

My baby just cares for me – Billy Bartholomew (1930) aus dem Delphi-Palast

Sieh auch: KIND OF GOLDEN – Der Neue Westen